Wolfgang Rihm, Vol. 39 (Live) Various Artists - Wolfgang Rihm
Album info
Album-Release:
2022
HRA-Release:
04.03.2022
Label: BR-Klassik
Genre: Classical
Subgenre: Orchestral
Artist: Various Artists - Wolfgang Rihm
Composer: Wolfgang Rihm (1952)
Album including Album cover Booklet (PDF)
- Wolfgang Rihm (b. 1952): Sphäre nach Studie (Live):
- 1 Rihm: Sphäre nach Studie (Live) 24:45
- Stabat mater (Live):
- 2 Rihm: Stabat mater (Live) 15:26
- Male über Male II:
- 3 Rihm: Male über Male II: I. Frei, nicht schnell (Live) 06:51
- 4 Rihm: Male über Male II: II. Sehr langsam, wie aus weiter Ferne (Live) 03:53
- 5 Rihm: Male über Male II: III. In drängender Unruhe (Live) 01:45
- 6 Rihm: Male über Male II: IV. Langsam (Live) 05:25
Info for Wolfgang Rihm, Vol. 39 (Live)
Wolfgang Rihm ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten überhaupt. Der Karlsruher Musiker, Kompositionsprofessor und Buchautor ist geradezu eine überlebensgroße Persönlichkeit und nicht wegzudenken aus dem aktuellen Musikleben. Seine Kenntnis der Musik ist allumfassend; gleiches gilt auch für die Künste, die Literatur, die Philosophie – die alle seinem Komponieren als Inspirationsquelle dienen. Mit seinen mehr als 400 Kompositionen hat er ein Universum geschaffen, das sich nicht simpel in eine Schublade einsortieren lässt: Rihm schrieb Neue Musik – die Titel seiner Kompositionen sind symbolhaft für die Musikgeschichte der letzten Jahrzehnte geworden. Andere seiner Werke berufen sich auf die Musikgeschichte – etwa Oratorien, die sich an Bach, Orchesterwerke, die sich an Brahms orientieren oder Kammermusik nach Schumann. Seine Bühnenwerke bereichern die Programme der Opernhäuser.
Rihms Kammerensemblestück Sphäre nach Studie (1993/2002) erlebte seine Uraufführung am 13. März 2002 in Karlsruhe; es eröffnete das hier live mitgeschnittene Konzert der Reihe „musica viva“ des Bayerischen Rundfunks am 8. Dezember 2020 im Münchner Prinzregententheater. Beschlossen wurde jenes Konzert mit Male über Male 2 (2000/2008), einer Auftragskomposition des WDR, die Jörg Widmann 2008 in Witten uraufgeführt hatte. Die Ursprünge der beiden Werke liegen in Solostücken, die Rihm mehr als nur einmal übermalt und kommentiert hat. In ihnen schickt er das Klavier ebenso wie die hochvirtuose Klarinette auf Reisen durch neue Landschaften. Zwischen diesen beiden Instrumentalwerken führten der Bariton Christian Gerhaher und die Bratscherin Tabea Zimmermann Rihms eindringliches Stabat Mater (2020) auf, dessen Uraufführung sie keine zehn Monate zuvor, am 23. September 2020, in der Berliner Philharmonie bestritten hatten (eine Auftragskomposition der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin und der Stiftung Berliner Philharmoniker) – ein Werk, in dem durch die Reduktion auf die ungewöhnliche Konstellation aus Singstimme und Streichinstrument ein Klangraum entsteht, in dem vieles, vielleicht alles möglich ist. Aus der unmittelbaren Konfrontation des Baritons mit dem inneren Gesang der Viola entsteht ein wortloser Gesang, eine atmende Linie.
Christian Gerhaher, Bariton
Tabea Zimmermann, Viola
Tamara Stefanovich, Klavier
Jörg Widmann, Klarinette
Mitglieder des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Stanley Dodds, Leitung
Wolfgang Rihm
Geboren am 13. März 1952 in Karlsruhe, wo er bis heute seinen Wohnsitz hat. Wolfgang Rihm ist Komponist, Professor für Komposition und Autor zahlreicher Bücher – teilweise Sammlungen seiner Schriften, teilweise als Gesprächspartner in Interviewbänden. Er ist auch Mitglied zahlreicher Gremien in Deutschland, wo immer es gilt, die Interessen der Musikschaffenden zu vertreten.
Keine Zweifel: Wolfgang Rihm ist ein Phänomen, eine überlebensgroße Figur. Sein Wissen auf seinem eigentlichen Betätigungsfeld, der Musik, ist allumfassend, aber das gleiche gilt auch für die Künste, die Literatur, die Philosophie – die alle für sein Komponieren als Inspirationsquelle dienen.
Die Welt, die er mit seinen über 400 Kompositionen geschaffen hat, ist ein Universum. Als solches kann es nicht eingestuft, mit einem Label abgehakt werden. Um den Titel eines englischen Filmes umgewandelt zu entlehnen: er ist 'a composer for all seasons'. Rihm hat so genannte neue Musik geschrieben – und die Titel seiner Kompositionen sind symbolhaft für die Musikgeschichte der letzten Jahrzente geworden, ein Gemeingut, dessen sich Orchester, Ensembles und Kammergruppen regelmäßig und selbstverständlich bedienen. (Etwa: Jagden und Formen, der Chiffre-Zyklus, Pol - Kolchis - Nucleus) Gleiche Bedeutung steht den Werken zu, die sich auf die Musikgeschichte berufen – etwa Oratorien in der Bach-Nachfolge (Deus Passus), Orchesterwerke, die sich an Brahms orientieren (Ernster Gesang, Nähe fern 1-4)oder Kammermusik nach Robert Schumann (Fremde Szenen). Schon als 25-Jähriger hat Rihm eine Kammeroper komponiert, die seit über 30 Jahren im Repertoire verankert ist (Jakob Lenz). Weitere Musiktheaterwerke verschiedenster Stile bereichern die Programme der Opernhäuser (Die Eroberung von Mexico, Die Hamletmaschine, Das Gehege, Dionysos).
Wolfgang Rihm ist einer der wichtigsten Liederkomponisten unserer Zeit; seine Streichquartette werden von den verschiedensten Gruppen in zyklischen Konzertreihen präsentiert. Er ist ein Komponist, der sich immer in Frage stellt. Jedes neue Werk sei eine Antwort auf das Vorausgegangene; jedes neue Werk wirft Fragen auf, die er im nächsten Stück zu beantworten sucht. So entstehen Werkreihen, ganze Familien von Kompositionen. Alles ist ständig im Wachsen, es wird ununterbrochen gearbeitet, ergänzt, in neue Verbindungen gebracht.
Rihms Tätigkeit als Lehrer (mit Vykintas Baltakas und Jörg Widmann unter seinen Studenten) wäre ein anderes Kapitel. Und wenn man bedenkt, welch großartiger Zeichner er ist und wenn man das Gedicht liest, das er über und für sein Trompetenkonzert Marsyas geschrieben hat, muss man zugeben, dass Wolfgang Rihm in der Tat eine überlebensgroße Figur ist.
Booklet for Wolfgang Rihm, Vol. 39 (Live)