The Soul of Things Clemens Christian Poetzsch

Album info

Album-Release:
2021

HRA-Release:
09.04.2021

Label: Neue Meister

Genre: Instrumental

Subgenre: Piano

Artist: Clemens Christian Poetzsch

Composer: Clemens Christian Poetzsch (1985)

Album including Album cover

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FLAC 44.1 $ 13.20
  • Clemens Christian Poetzsch (b. 1985):
  • 1 Seiden 02:54
  • 2 Indigo Feder 03:58
  • 3 Porzellan 03:01
  • 4 Stundenglas 05:12
  • 5 Kaleidoskop 03:26
  • 6 Kleines Silber 02:33
  • 7 Apparat (Piano Skit) 01:40
  • 8 Diamant 02:15
  • 9 Kaschmir 04:00
  • 10 Ziffernblaetter 02:44
  • 11 Ebenholz 05:02
  • 12 Apparat 05:04
  • 13 Solitaer 03:52
  • Total Runtime 45:41

Info for The Soul of Things

Für die putzfreudigen Seelen unter uns bot 2020 sicher genügend Luft – für einen ausgedehnten Frühjahrsputz oder das lang verdrängte Aufräumen von vernachlässigten Ecken und Speichern. Ausgestattet mit Müllsack und Besen ging es also ans Werk: Schränke aufräumen, das wacklige Regal reparieren, oder einfach mal alles wegwerfen, was eigentlich doch nicht mehr gebraucht wird. Doch Halt! Nicht nur die nostalgischen Gefährten unter uns werden hier und da innegehalten haben: War dieses oder jenes nicht doch auch wertvoll – sicher nicht im Hinblick auf Geld. Aber wegen der Erinnerungen, die damit verknüpft sind? Entpuppte sich die angedachte Entrümpelungsaktion nicht vielleicht auch als besondere Schatzsuche? Der Pianist Clemens Christian Poetzsch ist zwar nicht dazu gekommen, sein Haus im Jahr 2020 zu entrümpeln, aber er hat in dieser besonderen Zeit ein neues Album geschrieben, das ganz auf den Gegenständen basiert, die er einfach nicht wegwerfen könnte: "Es gibt da diesen Hocker, der zugegebenermaßen ziemlich hässlich ist und auch nicht wirklich bequem. Irgendwie hat er es aber geschafft, hier zu bleiben, obwohl er nicht in die Umgebung passt", sagt Poetzsch. „Er führt mich in die Vergangenheit und wird trotzdem ständig benutzt“.

Sein neues Werk heißt treffend The Soul of Things und ist inspiriert vom Alltäglichen, die keineswegs alltäglich ist: Solopiano, kombiniert mit Kompositionen für Harfe, Cello, Piano und Electronics. Das Album selbst kann als eine Ode an die ganz gewöhnlichen Dinge wie ein besonders guter Kugelschreiber oder ein altes Radio gesehen werden – Gegenstände, die irgendwie, in ihrer bloßen Vertrautheit außergewöhnlich und unentbehrlich für uns werden. „Es gibt viele unergründliche Dinge in Bezug auf diese Gegenstände und ihre Bedeutung für einen selbst. Es liegt ein gewisser Zauber darin", sagt Poetzsch. Die 13 Tracks, die das Album The Soul of Things enthält, sind nach diesen banalen Gegenständen benannt und versuchen in ihrer Musikalität die Persönlichkeiten und Seelen dieser Artefakte zu beschreiben.

Zum Beispiel das Stück Indigo Feder, das mit einer sanften Klaviermelodie in einem wechselnden Tempo an den Akt des Schreibens oder Kritzelns erinnert: „Dieser Stift ist ein Stück Handwerkskunst - er schreibt rund, er fühlt sich geschmeidig an. Das Stück soll fließen, mal langsamer, mal schneller, als würde man Gedanken in Echtzeit aufschreiben", erklärt Poetzsch. Genau wie der Stift bekommt auch Poetzschs Uhr in dem Stück Ziffernblaetter ein gewisses Eigenleben. "Es handelt von einer alten Uhr, die sehr schön aussieht, aber nicht mehr wirklich funktioniert. Sie tickt, wie es ihr gefällt. Auch das Stück springt im Takt hin und her, es klingt fast so, als würde sie sich selbst auf die Schippe nehmen", sagt Poetzsch, der dem alten Zeitmesser einen edlen Charakter verlieh, indem er auf dem Track zwei große Instrumente – Harfe und Klavier – miteinander verbindet.

The Soul of Things ist voller Ausdruckskraft und Vitalität. Genug, um leblose Dinge zum Leben zu erwecken. Die Seele entsteht vor allem durch Poetzschs tiefe Verbundenheit mit dem Klavier, seinem Ausdrucksmittel seit frühester Kindheit. Trotz seiner musikalischen Reifung über die Jahre komponiert er immer noch lieber auf seinem Jugendklavier aus DDR-Zeiten als auf neuen, schicken Varianten: "Es ist ein ziemlich instabiles Klavier, der Stimmmeister muss sehr oft kommen. Mit dem Geld hätte ich mir wahrscheinlich ein neues kaufen können, aber weil ich meine ersten Töne darauf spielte, habe ich eine sehr starke Verbindung dazu und es fällt mir dadurch sehr leicht, damit kreativ zu sein", erklärt er. Diese Vertrautheit und Intimität mit dem Klavier ist auch in der Leichtigkeit zu spüren, mit der Poetzsch sich der Improvisation in seiner Musik hingibt. Überhaupt ist die Intimität in jedem Stück von The Soul of Things spürbar, als würde Poetzsch mit jedem Objekt ein Gespräch wie mit einem alten Freund führen: "Mich haben vor allem die Gegenstände interessiert, die man regelmäßig benutzt und die Teil des Alltagslebens sind. Gegenstände, die man nicht weggeben könnte. Die man gerne um sich hat, die man gerne berührt."

Trotz des Gefühls der Vertrautheit, das im Album so präsent ist, hatte Poetzsch keine Angst, für The Soul of Things aus seiner Komfortzone herauszukommen. Sein experimenteller Ansatz ist es, einfach einzutauchen und zu testen, um durch Ausprobieren zu entdecken, was funktioniert. Letztlich geht es um Freiheit – ohne Grenzen zu errichten und darum, vorgefasste Meinungen über Genres und Instrumente aufzubrechen. In dem Track Apparat, der seinem alten Radioempfänger gewidmet ist, setzt er Synthesizer ein, um die wackeligen Geräusche und Frequenzen des Geräts zu vermitteln. Gleichzeitig erzeugt die Gegenüberstellung dieses elektronischen Elements mit einer melancholischen Cello-Melodie eine nostalgische Stimmung: "Wenn ich mir mein altes Radio so ansehe, wird mir klar, wie schnell die Zeit vergeht. Vor fünfundzwanzig Jahren war es ein fantastisches Gerät, heute ist es fast nutzlos", erklärt Poetzsch.

The Soul of Things knüpft an die Entdeckungen an, die Clemens Christian Poetzsch mit seinem letzten Soloalbum Remember Tomorrow gemacht hat – weg von der klassisch-harmonischen Sprache hin zu etwas Zeitgemäßerem, Individuellerem. Die Stücke des Albums stehen als in sich geschlossene Welten mit eigener Logik und Sprache. Passend dazu wurde das Cover zum Album von der litauischen Künstlerin Jolita Vaitkutė gestaltet, die Gegenstände mit thematischem Bezug zum Album in einer Installation zusammengestellt hat.

Clemens Christian Poetzsch, Klavier




Clemens Christian Poetzsch
Tief in seinem Innern wusste der Pianist Clemens Christian Poetzsch schon immer, was Musik für ihn bedeutete: Freiheit. Freiheit zu improvisieren; Freiheit, neue Klangwelten zu erschaffen; Freiheit, seinem Instinkt zu folgen, wohin der ihn auch führen möge. Schon seine in Zusammenarbeit mit verschiedenen Musikern entstandenen Veröffentlichungen und sein Solo-Debütalbum (People & Places, 2016) zeichneten ihn dabei als ein besonderes Talent aus. Auf seinem Neue Meister-Debüt, "Remember Tomorrow", wird er der Rolle des modernen Komponisten endgültig gerecht und lässt der gesamten Bandbreite seiner musikalischen Fähigkeiten freien Lauf – und das mit erstaunlichem Ergebnis. 

Während seiner Kindheit in Dresden erhielt Poetzsch seine ersten Klavierstunden von seinem Großvater, einem Opernsänger, und tauchte sofort mit Haut und Haaren ein in die Welten Bachs, Schuberts und Clementis. Mit zehn Jahren dann, ein Geburtstagsgeschenk seines Bruders: ein Notenbuch mit Frank-Sinatra-Standards, das ihm die Ohren zu umfangreicheren musikalischen Möglichkeiten öffnete. Schon bald spielte Poetzsch in der Bar im Nachbarhaus, improvisierte, warf Songstrukturen immer wieder ganz bewusst über den Haufen. 

Prägende Erfahrungen wie diese begleiteten Poetzsch während seiner gesamten klassischen Musikausbildung an der Hochschule für Musik in Dresden. Während seines Klavier- und Kompositionsstudiums verbrachte er seine Freizeit damit, in Jazz- und freien Improvisations-Bands mit Freunden und Kollegen zu spielen. Er hatte Auftritte, ging auf Tour, entdeckte die elektronische Musik und saugte alles Wissen auf wie ein Schwamm. "Ich spiele total gerne Bach und all die Großen", sagt er, "aber ich habe von Anfang an einfach gerne selbst Musik geschrieben und meine eigenen Songs gemacht. Im Orchester oder in Big Bands zu spielen, hat mich nie wirklich interessiert."

Und so geriet, was als pures Vergnügen begonnen hatte und als das Bedürfnis, "Umgebungen ausfindig zu machen, in denen ich mich selbst überraschen kann", zu einem immer größer werdenden Einfluss auf seine Musik. "Einen echten Plan gab es nie", erklärt Poetzsch, "aber mir wurde klar, dass, wann immer ich die Notenblätter beiseitelegte und nach etwas Eigenem suchte, daraus meine eigene Klangsprache erwuchs, und dass sich daraus meine musikalische Stimme und mein eigener Kompositionsstil erst richtig entwickelten."



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