Schubert: Piano Sonatas D. 784 958 Philippe Guilhon-Herbert
Album Info
Album Veröffentlichung:
2013
HRA-Veröffentlichung:
22.10.2013
Label: Artalinna
Genre: Instrumental
Subgenre: Piano
Interpret: Philippe Guilhon-Herbert
Komponist: Franz Schubert (1797–1828):
Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)
- 1 I. Allegro 12:22
- 2 II. Adagio 09:16
- 3 III. Menuetto (Allegro) 04:09
- 4 Piano Sonata No. 19 in C Minor, D. 958: IV. Allegro 11:31
- 5 IV. Allegro scherzando in F Minor 06:59
- 6 I. Allegro giusto 14:01
- 7 II. Andante 04:47
- 8 III. Allegro vivace 05:23
Info zu Schubert: Piano Sonatas D. 784 958
Die letzten, zwischen Februar 1823 und September 1828 komponierten Sonaten von Schubert schaffen in der pianistischen Landschaft eine neue Welt, die mit dem frühen Tod des Wiener Komponisten verschwand. Sie zeugen von einem starken beethovenschen Einfluss, wie die beiden Sonaten dieses Albums, die Sonate in C-moll D958 und die Sonate in A-moll D784 zeigen.
Der langsame Satz der Sonate D958 erinnert an die rythmischen Figuren und harmonischen Übergänge (wie in der Sonate Pathetik, und auch in der 4. Sinfonie), die dem Bonner Meister so viel bedeuteten. Mit den Akkorden zu Beginn der Partitur und deren strahlender Betonung der Grundtonart deutet Schubert auf diejenigen seines Vorgängers hin. Das von einer außergewöhnlichen Reichweite und Heftigkeit glänzende Finale würde die Form einer fortlaufenden Bewegung wie bei Beethoven annehmen, wie zum Beispiel die wütenden Finalsätze der Sturm-Sonate oder der Appassionata, wenn Schubert nicht hier und da Akzente durch Momente unvergesslicher Träumereien setzen würde, als wären sie Meditationen aus einer anderen Welt, die Beethoven im moto perpetuo nie in den Sinn gekommen wären. Der Anfangssatz der D784 seinerseits überrascht durch den fast explosiven und theatralischen Charakter seiner Schrift: immer noch Beethoven, aber dieses Mal versucht Schubert die eindeutige Verwandtschaft mit dem ersten Satz der Sonate 22 zu maskieren.
Dennoch kommt in seiner Welt etwas Düsteres, Angsteinflößendes zum Ausdruck. Diese für den jungen Wiener Komponisten typische Eigenschaft wird von einem ruhigen, gelassenen Rhythmus begleitet, der die großen Architekturen von Bruckner am Ende des Jahrhunderts vorwegnimmt, und zwar die langsamen Sätze der 6., 7. und der 8. Sinfonie.
In der Interpretation ein echt schubertsches Fliessen zu erreichen, vor allem in der großen und komplexen Sonate D958, ist gleichbedeutend mit der Quadratur des Kreises. Das Gespenst von Beethoven loszuwerden, seinen Einfluß freizulegen oder sich sogar für ein gleichbleibendes Tempo im Finale zu entscheiden, hat etwas von einer poetischen Wahl, die die Traumseiten von Schuberts Lyrik völlig ausfüllt. Zuzuhören, die kleinsten Variationen eines vollkommen ausgeglichenen, aber immer wieder gefährdeten Klanges in Ruhe zu genießen, darin liegt Schuberts Zauberkraft.
Von seinem prachtvollen, schimmernden Konzertflügel Steingraeber her, mit seiner weichen Mittellage, entwickelt Philippe Guilhon-Herbert die Sonate in C-moll wie einen lyrischen, ununterbrochenen Ausflug. Der französische Pianist lockert die Spannung nie und sein der Partitur originalgetreues Finale (bis hin zu seinem bei Schubert so schwierig zu fassenden “tempo giusto”), klingt eher wie eine meditative Ballade, als wie eine Flucht “vor dem Erlkönig”.
Philippe Guilhon-Herbert kostet auch die erstaunliche Vielseitigkeit der Klangfarben der Sonate D784 aus, von der er eine natürliche und zugleich dramatische, sogar gewaltige Interpretation anbietet, die zu dem ersten Satz vollkommen passt.
Die Klaviersonaten von Schubert waren lange Zeit verkannt; erst während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts traten die unvergeßlichen Herolde dieser Musikwelt auf, wie Arthur Schnabel (1882-1951), Wilhelm Kempff (1895-1991) und auch der fabelhafte, heute etwas in Vergessenheit geratene Eduard Erdmann. Dann folgten die Generationen von Richter, Lupu, Brendel, Egorov, Schiff, die einem breiteren Publikum diese außergewöhnlichen Sonaten bekannt machten.
Schubert spielen bleibt immer noch eine Herausforderung: „unerreichbar, hervorragend sowohl in ihrer Stärke, als auch in ihrer Feinheit erfordert die Kunst von Schubert unvergleichbare Tiefe, Reinheit und Ehrlichkeit”. So Philippe Guilhon-Herberts Worte.
Und so erscheint Philippe Guilhon-Herbert heute als vollendeter, reifer Musiker vor Schubert.
Philippe Guilhon-Herbert, Klavier
Recorded at Paris, Temple Saint-Marcel (France), 12th & 13th June 2013
Executive & Recording Producer: Pierre-Yves Lascar
Sound engineering, mixing and mastering: Nikolaos Samaltanos
Editing: Philippe Guilhon-Herbert & Nikolaos Samaltanos
Philippe Guilhon-Herbert
stellt höchste Ansprüche an sein musikalisches Schaffen, das sich durch hohe Virtuosität und umfassende künstlerische Bildung auszeichnet und was seine musikalischen Interpretationen auf besondere Art bereichert und vertieft.
Studien bei Michel Béroff, François Heisser, Jean-Claude Pennetier und Denis Pascal standen auf dem künstlerischen Entwicklungsweg, der zunächst mit einem dreifach ersten Preis für Klavier, Kammermusik und Begleitung an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau sowie am Conservatoire Supérieur de Paris ausgezeichnet worden ist. Aufgrund seines besonderen Interesses für zeitgenössische Musik wirkte Philippe Guilhon-Herbert auch bei der Aufführung moderner Werke von Michael Levinas und Jonathan Harvey, insbesondere mit dem Philharmonischen Orchester von Radio France, der Oper von Lyon sowie dem Orchester der Suisse Romande, mit.
Internationale Erfahrungen sammelt Philippe Guilhon-Herbert bei regelmäßigen Auftritten im Ausland (New York: French American Foundation; Berlin: HDK; Salzburg: Mozarteum, Paris: Bastille Oper), bekannten Festivals (Avignon) sowie bei diversen Meisterkursen, Akademien und Wettbewerben. Als Preisträger der internationalen Akademie Maurice Ravel (1997) gab er im Cortot Saal und im Poissytheater in Paris zwei Chopin-Konzerte. Auch den Klavierwettbewerb Concours Flame sowie den Concours d’Orléans beschließt er als Preisträger (prix Chévillon-Bonnaud).
Für seine Aufnahme mit dem Tenor David Lefort, ein Récital von Poulenc, wurde er 2004 mit dem Preis der Académie du disque lyrique (von der Akademie der Gesangsaufnahmen) ausgezeichnet. Ebenfalls bei Saphir erschienen ist eine bemerkenswerte CD, mit der der Pianist zusammen mit dem gefragten französischen Cellisten Alain Meunier dem eher unbekannten, aber genialen belgischen Komponisten “Guillaume Lekeu” zu mehr Bekanntheit verholfen hat. Beim Label HORTUS wird eine neue Solo-CD im Herbst 2011 erscheinen
Zahlreiche Auftritte in Sendungen bei France Musique drücken außerdem seine zunehmende Bekanntheit aus wie auch seine kürzliche Aufnahme (2010/2011) in die Förderung der Kulturstiftung SWISS LIFE.
Booklet für Schubert: Piano Sonatas D. 784 958