Steve Hackett – The Lamb Stands Up Live At The Royal Albert Hall

Review Steve Hackett – The Lamb Stands Up Live At The Royal Albert Hall

The Lamb Stands Up Live At The Royal Albert Hall rockt. Und zwar ziemlich. Und deutlich mehr, als auf dem ionischen Klassiker, dem Konzeptalbum The Lamb Lies Down On Broadway, das Genesis 1974 veröffentlichten, mit Steve Hackett an der Gitarre. Für den fast zweieinhalb Stunden langen Konzertmitschnitt von Hacketts jüngstem Album aus der legendären Royal Albert Hall hat sich der einstige Genesis-Gitarrist daher etliche Titel des Ur-Albums geliehen und um eigene Titel jüngeren Datums ergänzt.

Was direkt auffällt: Es ist nicht mehr so 70-er lyrisch filigran. Gitarrist und Sänger Hackett und seine Begleitband gehen direkt in die Vollen, wenn man so möchte. Und wer da mitgeht sind Sänger Nad Sylvan, Roger King an den Keyboards, Drummer Craig Blundell, Rob Townsend, der vom Saxophon über Holzbläser, Percussion und Gesang auch noch zu Keyboards greift und die Basspedale bedient, und Bassist Jonas Reingold, der sich zusätzlich um zwölfsaitige und Variax-Gitarre wie auch um ergänzenden Gesang kümmert. Ferner mit im Klangboots sitzen als zusätzliche Musiker Ray Wilson (Gesang), Amanda Lehmann (Gesang, Gitarre), Steve Rothery (Gitarre) und der jüngere Bruder von Steve, John Hackett (Flöte).

Gemeinsam bringen die zehn Musiker für fast zweieinhalb Stunden die altehrwürdige Royal Albert hall in London zum Beben. Und den Hörraum auch, wenn man sich traut. Der Auftakt mit People of the Smoke ist schon mal ein Statement: Rockig, knackig, robust geht es zur Sache. Der Grundton wäre damit gesetzt, aber nicht als obligatorisches Verhaltensmuster. Dem gleichfalls erfreulich altrockigen Every Day folgt beispielsweise das sanfte Hands of the Priestess. Und Shadow of the Hierophant ist mit dem Gesang von Amanda Lehmann über weite Passagen seiner 10:58 Minuten Spielzeit denkbar lyrisch. Und die tragenden Klassiker wie Cinema Show hätten fast vom Original-Album stammen können, wäre da nicht der etwas swingendere Groove und der etwas zwingendere Klang.

Gelungen ist auch die Integration typischer Instrumente aus den Urtagen des Prog-Rock. Als bekanntester Vertreter fast ausgestorbener Klangerzeuger darf das Mellotron mehr als einmal die Stimmung prägen, was in Kombination mit heutiger Klangfeinheit und der moderneren Auffassung musikalischer Darbietung eine bestrickende Melange ergibt.

Erfreulich für eine Live-Aufnahme ist die sehr aufgeräumte Bühne. Die Instrumente lassen sich gut orten, der Klang ist gut getrennt und klar bestimmbar, ohne dass der Live-Charakter verloren ginge. Es bleibt packend, nicht zuletzt auch, weil der Applaus füllig aus den Lautsprechern schwappt und zur echten Live-Atmosphäre beiträgt.

The Lamb Stands Up Live At The Royal Albert Hall gehört ohne Frage zu den gelungenen Live-Alben und ist ein gelungenes Revival bekannter Klassiker, sozusagen eine eierlegende Wollmilchsau unter den Veröffentlichungen. Und als solche macht sie nicht nur knapp 150 Minuten Spaß, sie gehört auch in die Musiksammlung. (Thomas Semmler, HighResMac)

Steve Hackett, Gesang, Gitarre
Roger King, Keyboards
Nad Sylvan, Gesang
Craig Blundell, Schlagzeug
Rob Townsend, Saxophon, Holzbläser, Percussion, Gesang, Keyboards, Basspedale
Jonas Reingold, Bass, Variax, zwölfsaitige Gitarre, Gesang
Zusätzliche Musiker:
Amanda Lehmann, Gesang, Gitarre
John Hackett, Flöte
Steve Rothery, Gitarre
Ray Wilson, Gesang

Foto: Tina Korhonen

Steve Hackett – The Lamb Stands Up Live At The Royal Albert Hall

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