Merje Kägu Ensemble - When Silence Falls

Review Merje Kägu Ensemble - When Silence Falls

Ok, auch andere Gruppen bauen Brücken über die unterschiedlichsten Musikarten von Jazz über Klassik bis Minimal Music. Von diesen Gruppen unterscheidet sich das Merje Kägu Ensemble zumindest auf When Silence Falls durch ein überraschend eigenständiges, konsequent ausgeführtes Crossover zutiefst meditativer Gangartig. Große Teile der teilweise recht langen Titel sind durch gekennzeichnet, dass nahezu nichts passiert, abgesehen vom zögernden Austausch vorzugsweise von lediglich zwei Instrumenten kurz angerissener musikalischer Einfälle. Dies führt dazu, dass man meint, die Zeit sei stehen geblieben bis man überrascht in ein Fahrwasser gelangt, in dem aus dem in sich ruhenden, schütteren Zwiegespräch die vielstimmige, nahezu temperamentvolle Unterhaltung aller Mitglieder des Ensembles wird.

Wird man aus unserer doch recht hektischen Lebensweise heraus mit When Silence Falls konfrontiert, erschreckt einen die ersten Minuten hinweg die enorme Ruhe, die da unvermittelt auf einen einstürzt. Die meditative Kraft des ruhigen Dahinströmens der Musik überwindet überraschend schnell den Drang, aus dem ruhigen meditativen Strömen auszusteigen und sich mit etwas Aufregenderem zu beschäftigen. Geschuldet ist das dem in jedem Titel geschickt eingefädelten und raffiniert ausgesponnenem Gewebe auskomponierter und improvisierter Musik, das vom Merje Kägu Ensemble über weite Strecken als Zwiegesang abwechselnder Besetzung und Farbigkeit fantasievoll gefertigt wird. Das nimmt gefangen und verlangt nach mehr. Insofern ist When Silence Falls nichts weniger als ein allerdings gesundheitlich unbedenkliches Suchtmittel, das eine gute Stunde lang die volle Aufmerksamkeit des Junkies einfordert.

Merje Kägu, spritius rector und Gitarristin des von ihr vor zwei Jahren aus einer international besetzten Gruppe von Musikern gegründeten Ensembles führt zur Motivation, das Album When Silence Falls zu realisieren und auszuführen folgendes aus:

„Mit Kombinationen aus Jazz, Klassik und Minimalismus wollte ich eine Welt der melodischen Farben schaffen und gleichzeitig Raum für eine intime Erzählstimme lassen. Es gibt eine atmosphärische Drift in der Musik, die die gefühlvollen Interpretationen und Improvisationen subtil kontrastiert und kombiniert. Ich mag es, Musik zu kreieren und zu spielen, die die Lücke zwischen komponierter und improvisierter Musik schließt und fließend von einem zum anderen übergeht. Dieser fließende Stil schafft eine persönliche und intime Verbindung zu anderen Musikern. Ein reflektierender Ansatz ist für meine Kunstfertigkeit von zentraler Bedeutung.“

Dem Zauber dieses ganz hervorragend aufgenommenen Albums kann man sich schwer entziehen. Ein Entzug ist auch keinesfalls angebracht, da der den Verlust einer Erfahrung bedeuten würde, die das Leben jedes ernsthaft an Musik Interessierten um eine neue Klangwelt bereichert.

Merje Kägu, Gitarre
Anders Jormin, Kontrabass
Jesse Ojajärvi, Schlagzeug
Åsa B. Johansson, Violine, Gesang
Leonor Palazzo, Cello
Marina Cyrino, Flöte
Blanca Sans Ballart, Oboe, Englisches Horn

Merje Kägu Ensemble - When Silence Falls

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